Besucher-Feedback:
MUSEUM OF MODERN ART
am Rosenhang zu Weilburg an der Lahn
Kunst kommt von „künden“ – sie möchte Menschen ansprechen, kann Anstoß erregen, bewegen, Emotionen wecken, zum Nachdenken bringen, Erwartungen erfüllen und enttäuschen, subjektiv als häßlich oder auch als schön empfunden werden.
Gesammelt wird Kunst oft privat. Bekannt aber sind große Sammlungen bedeutsamer Künstlerinnen und Künstler oder auch Museen – letztere in Europa über Jahrhunderte in prachtvoll gebauten, oft antiken Tempeln nachempfundenen Gebäuden. Sie unterstrichen durch Ihre Größe und Wertigkeit die Bedeutung der ausgestellten Künstler und ihrer Werke. Sie schlossen zugleich aber auch all jene Menschen aus, die keine oder nur eine geringe Schulbildung genossen hatten. Diese brachten nur seltenst den Mut auf, breite Freitreppen hinaufzusteigen und sich einfach gekleidet oder gar abgerissen unter das gut situierte Stadtbürgertum zu mischen.
Im 20. Jahrhundert veränderten und demokratisierten sich unsere Gesellschaften und Museen. Noch immer aber haben viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes keinen Zugang zu Kunst & Kultur. Es mangelt an Interesse, an (Eintritts-)Geld, abseits der Metropolen an Gelegenheit, ein Museum zu besuchen und „alte“ wie auch „moderne“ Kunst für sich zu entdecken.
Wer Weilburg an der Lahn besucht, kommt vielleicht, um einer geruhsamen Bootstour Willen. Möglicher Weise reizt auch ein Besuch des wunderbaren Residenzschlosses des Hauses Nassau sowie der umgebenden Altstadt und seiner sehr guten Gastronomie. In jedem Fall ist nicht ausgeschlossen, dass Gäste wie ich am Ufer der Lahn auf ein goldfarbenes Fabrikgebäude aufmerksam werden: das Rosenhang Museum. Was es birgt, lässt sich aufgrund unterschiedlichster Stein-, und Bronzeskulpturen im Umfeld erahnen. Erst beim Betreten des Gebäudes aber wird klar, dass es sich um eines der ungewöhnlichsten Kunstmuseen handelt, die es auf dem Globus gibt.
Werke unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler füllen alle Etagen der ehemaligen Brauerei – unbekannte Namen wechseln sich mit denen weltbekannter Größen ab, alle nur denkbaren Formate, Farben, Formen, Werkstoffe sowie auch Klang- und Videoinstallationen finden sich, und jeder Raum, jeder Flur, jede Halle überrascht mit etwas Neuem.
Distanz zum Werk ist nicht vorgesehen, Abstandskordeln und Werke hinter Schutzglas finden sich nirgends, Kinder dürfen neugierig durch die Räumlichkeiten laufen und ihrer Begeisterung oder auch dem Gegenteil laut Ausdruck geben. Schulklassen sind geladen, vor Ort zu malen oder anders kreativ zu sein. Musiker erfüllen die Räumlichkeiten an vielen Abenden mit ihrem Spiel, Literaten mit Ihren Worten, interessante Persönlichkeiten teilen ihre Erfahrungen und ihre Sicht der Welt oder auch der Kunst, Nachwuchskünstlerinnen und -künstler sind eingeladen, sich vor Ort inspirieren zu lassen oder auch einfach nur zu arbeiten und immer wieder gibt es neben Werken aus der riesigen Sammlung der Eigentümerfamilie neue Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern, die Förderung, aber oft noch nicht viel Geld verdienen.
Anbei einige Schnappschüsse in schwarz-weiß, um Ihnen einen Eindruck von der Fülle und Vielfalt der im Rosenhang Museum ausgestellten Kunstwerke zu geben und im Hinblick auf die Farbigkeit des Ortes Ihre Neugierde zu wecken.
Wenn Sie im Ruhrgebiet, im Rheinland oder auch im Frankfurter Raum leben, sollten Sie das Rosenhang Museum besuchen und bei Gefallen weiterempfehlen. Es lohnt!
Bernd Westermeyer
88682 Salem
19.03.2022